Wir waren im Mai d.J. eine Woche in Rabac / Istrien und erstmals überhaupt in Kroatien. Was uns äußerst positiv überrascht hat, waren die Sprachkenntnisse der Einheimischen bzw. dem Personal in Tourismus/Gastronomie im Allgemeinen. Neben der eigenen Sprache ist Deutsch und Englisch Standard, viele sprechen auch Italienisch. Sogar mit den Beschäftigten in den Lebensmittelketten kann man sich meistens gut unterhalten. Tolle Sache, das ist nicht selbstverständlich. Letztes Jahr waren wir auf Korsika, wo wir zwei Wochen lang mehr oder weniger "sprachlos" waren, weil dort auch im Tourismus fast niemand auch nur irgendetwas anderes spricht bzw. sprechen will als Französisch oder Korsisch. Für mich ein Grund, nicht mehr hinzufahren.
In Titos Jugoslawien gehörten Grundkenntnisse in deutsch und englisch mit zur Ausbildung in der Gastronomie. Heute hat das Servicepersonal eher selten eine richtige Ausbildung genossen, aber fast jeder kroatische Schulabgänger spricht etwas englisch, manchmal sogar deutsch, und auch ohne Sprachkenntnisse kommt man in Kroatien eigentlich überall zurecht. Ganz anders dagegen die Franzosen. Die weigern sich beharrlich, etwas anderes als französisch zu verstehen, geschweige denn zu sprechen, noch nicht mal englisch.
Bitte nicht als Kritik und schon gar nicht als an Dich gerichtet missverstehen: ich finde es erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit viele deutsche Urlauber erwarten, dass sie im Ausland verstanden werden und sich in Rezensionen dann darüber beschweren, dass der Kellner oder Hotelier kein deutsch verstand. Drehen wir den Spieß doch man um: angenommen, ein des Deutschen unkundiger Ausländer würde sich im Urlaub nach Sylt verirren: ob der Kellner in Westerland den wohl verstehen und ihm auf spanisch, französisch oder gar kroatisch antworten würde?
Kleines Erlebnis am Rande, letzten Sommer in Kroatien: frisch angekommen, ab in's nächste Restaurant. Ich spreche den Kellner auf kroatisch an, und der: "Sorry, I don't speak croatian."
???
Der Inhaber klärt uns dann auf: "Der Junge kommt aus dem Kosovo. Der ist gelernter Kellner, spricht aber nur albanisch und englisch und den musste ich nehmen, weil unsere jungen Leute keine Lust mehr zum Kellnern haben. Die gehen lieber Studieren statt Arbeiten und wenn sie überhaupt kommen, dann wollen sie als Ungelernte bezahlt werden wie die Profis. Der Junge arbeitet für Zwei und für die Hälfte dessen, was ich einem Kroaten bezahlen müsste, der Mann am Grill ist sein Vater, und seine Mutter steht in der Küche.
Albanische Gastarbeiter in Kroatien, wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?
@kornatix , du wirst dich sicher noch an den französischen regierungschef de gaulle erinnern , sein credo war: französisch soll "weltsprache" werden - wie englisch heute.... noch vor 25 jahren bei sitzungen mit franzosen, auf deutscher / schweuzer seite wird deutsch gesprochen und protokoliert, auf französischer seite alles in französisch......sagt ein teilnehmer auf der deutschen seite: ah ich spreche kein deutsch..... abmarsch, nach dem sprichwort: die abwesenden haben immer unrecht....
Englisch als Fremdsprache ist ja auch in Kroatien Pflichtfach und bis zum Abi dürfte wie bei uns eine zweite dazu kommen. Wer im Tourismussektor etwas erreichen oder auch nur als Kellner arbeiten will, muss zwangsläufig Englisch können.
Früher gab es in Gegenden, wo viele Deutsche urlauben, mehr Einheimische, die deutsch sprechen. Auch in der Schule war Deutsch meist die zweite Fremdsprache. Das ist rückläufig bei den jungen Leuten, anscheinend lernen sie inzwischen eher italienisch oder spanisch. Natürlich kann nicht jeder Tourist (außer englischsprachigen) erwarten, ohne Fremdsprachenkenntnisse verstanden zu werden, aber mit Englisch kommt man europaweit überall zurecht, tatsächlich auch immer mehr in Frankreich. Auch dort hat die jüngere Generation die Notwendigkeit erkannt, ihren Horizont zu erweitern.
Das Match um die Verkehrssprache #1 in Europa haben die Franzosen halt verloren, was sie aber beharrlich ignorieren. Ich habe mich noch in keinem europäischen Land mit Englisch so unverstanden gefühlt, wie in Frankreich. Mag sein, dass das auf Korsika nochmal anders ist, aber dass man uns nicht mal in der Apotheke auf Englisch bedienen konnte/wollte, hat uns schon etwas irritiert.
Mit Fremdsprachen ist das so eine Sache. Ich habe in der Schule neben Latein auch Englisch und Französisch gelernt, später als Erwachsener dann Kroatisch (Serbokroatisch hieß das damals noch). In Südfrankreich hatte ich das Gefühl, als leidlich schulfranzösisch sprechender Ausländer zuvorkommender behandelt zu werden als die sprachunkundigen Touristen, in Paris habe ich nichts verstanden, weil die da schneller sprechen als ich hören kann - was aber auch egal war, weil da jeder, egal ob Franzose oder Ausländer, kurz und pampig abgefertigt wurde. Und in der Bretagne habe ich mich gefragt, was das wohl für seltsame Zischlaute sind, die die Eingeborenen da von sich geben und ob die in der Schule kein Französisch hatten.
In Kroatien öffnet Dir die Sprache die Herzen der Einheimischen. Selbst die von Berufs wegen schlecht gelaunten Beamten werden flott und freundlich, wenn Du sie: - "Oh, Sie sprechen unsere Sprache! Das ist ja schön, was kann ich für Sie tun?" - auf kroatisch ansprichst.
Wie ich an anderer Stelle schon mal gesagt habe: "Jedno pivo molim" kommt immer besser an als "I hätt' gern a großes Bier". Die meisten Kroaten sind unglaublich stolz auf ihr kleines Land und den Gästen für jeden Brocken in ihrer Landessprache dankbar - selbst dann, wenn man es falsch ausspricht oder "hvala" sagt, obwohl man eigentlich "molim" meint. Ich kenne einen deutschen FeWo-Besitzer, der im Laufe der Jahre viele Wörter aufgeschnappt hat. Die reiht er ohne Rücksicht auf Betonung oder Grammatik einfach aneinander, auch das wird freundlich honoriert, und selbst am Dorfstammtisch der Pensionäre ist er gern gesehener Gast. (Natürlich spendiert er immer eine Runde "gemišt", aber das gehört sich da so.)
Und Englisch geht weltweit, nur nicht in Frankreich. Da gibt es immer noch jede Menge unbeugsamer Gallier, die als Nachkommen von Asterix fest davon überzeugt sind, dass der Arc de Triomphe der Mittelpunkt der Erde und Europa eine französische Kolonie ist. Aber die sterben langsam aus...
ZitatAuch in der Schule war Deutsch meist die zweite Fremdsprache.
Meine Frau hatte in Slawonien Deutsch als Fremdsprache, mit den meisten im gleichen Alter dort kann man sich auf deutsch verständigen. Tito war schlau und hatte seine zukünftigen Devisenbeschaffer gut auf ein Gastarbeiterleben in Deutschland vorbereitet.
Zitat von kornatix im Beitrag #2 Der Inhaber klärt uns dann auf: "Der Junge kommt aus dem Kosovo. Der ist gelernter Kellner, spricht aber nur albanisch und englisch und den musste ich nehmen, weil unsere jungen Leute keine Lust mehr zum Kellnern haben. Die gehen lieber Studieren statt Arbeiten und wenn sie überhaupt kommen, dann wollen sie als Ungelernte bezahlt werden wie die Profis. Der Junge arbeitet für Zwei und für die Hälfte dessen, was ich einem Kroaten bezahlen müsste, der Mann am Grill ist sein Vater, und seine Mutter steht in der Küche. Albanische Gastarbeiter in Kroatien, wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?
Doppelte Arbeitsleistung für's halbe Geld, das nennt man Ausbeutung, oder? Und dann wundert er sich, dass seine Landsleute "keine Lust" haben auf sein tolles Angebot und sich stattdessen lieber weiterbilden. Auf dieselbe Art und Weise hat sich die Gastronomie- und Tourismusbranche auch hierzulande (AT) über Jahrzehnte einen nachhaltig schlechten Ruf am Personalmarkt erarbeit. Das Resultat: Ein eklatanter Arbeitskräftemangel in der Branche, der für viele Betriebe existenzgefährdend ist.
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Frag' mal einen deutschen Spargelbauern, weshalb er jedes Jahr polnische Saisonkräfte anheuert. Die kommen freiwillig und für das, was die da für wenig Geld leisten, macht kein deutscher Langzeitarbeitsloser den Buckel krumm. Bezahlt man sie besser, dann jammert der deutsche Michel über den Spargelpreis.
Ausbeutung? Ja, aber, solange der Albaner von den paar Euro, die er in Kroatien verdient, jeden Monat 500 nach Hause schicken kann, von denen seine Familie dort sehr gut lebt, profitieren alle Seiten - sogar die Touristen von den dank niedriger Löhne immer noch erträglichen Preisen.
Wenn Du mich fragst: ich fände es absolut OK, wenn ein Kellner oder Vermieter in Kroatien das Gleiche verdienen würde wie in Deutschland. Dadurch würde natürlich alles noch teurer, als es jetzt schon ist, und ob das den Touristen gefallen würde, das glaube ich eher nicht.
Zitat von kornatix im Beitrag #9Wenn Du mich fragst: ich fände es absolut OK, wenn ein Kellner oder Vermieter in Kroatien das Gleiche verdienen würde wie in Deutschland. Dadurch würde natürlich alles noch teurer, als es jetzt schon ist, und ob das den Touristen gefallen würde, das glaube ich eher nicht.
Aber wir freuen uns doch über jeden, der nicht kommt. BTW. Pfingsten auf Korcula waren noch genug nicht gekommen.
Genau! Weil ich mich ja über jeden freue, der mir in Kroatien nicht den Fisch wegfrisst, fordere ich Spitzenlöhne und Nordseepreise für Kroatien ! Oder zumindest Löhne und Preise wie an der Cote d'Azur - obwohl, da kellnert auch kaum noch ein Franzose...
Zitat Albanische Gastarbeiter in Kroatien, wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?
Auf Ugljan villeicht für einen Exildeutschen ein Exot, in Istrien gehören sie zum Landschaftsbild. Selbst in Slawonien in der Vukojebina haben wir den einen oder anderen Albanischen Bäcker oder Eisverkäufer! ;-)
Am Preradovic Platz in Zagreb wurde ich letzten Herbst von einer Asiatin in einem Cafe bedient…
Dieses Posting enthält Spuren von Interpretationsspielräumen.
Zitat Albanische Gastarbeiter in Kroatien, wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?
Auf Ugljan villeicht für einen Exildeutschen ein Exot, in Istrien gehören sie zum Landschaftsbild. Selbst in Slawonien in der Vukojebina haben wir den einen oder anderen Albanischen Bäcker oder Eisverkäufer! ;-)
Schon zu Titozeiten waren Eisdielen in (ganz?) Jugoslawien in albanischer Hand.
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