Hallo, wollte gern mal wissen, wozu die vielen Trockenmauern in Kroatien dienen? Sind das Grundstücksgrenzen oder eher "Viehzäune"? Sehr extrem war es auf Krk an der Hauptverkehrsstraße, da waren stellenweise mehr Mauern als Wiese dazwischen. Die Mauern schienen aber alle ganz frisch hochgezogen gewesen zu sein. Außerdem waren wir sehr erstaunt, diese Mauern auch hoch oben auf den Bergen zu sehen, quer über eine Bergspitze rüber. Dort weidet doch kein Vieh mehr? Oder soll das auch eine Grenze sein?
Dann haben wir noch einen Berg gesehen, auf dem lauter Steinreihen (keine Mauern) senkrecht herunterliefen, von der Bergkuppe bis nach unten. Welche Bedeutung hat das?
"Wälder sind leider nur noch an wenigen Stellen zu sehen. Nach langjähriger Nutzung sind nur gerodete Steinlandschaften übrig. Auf diesen Steinweiden bildete sich eine enorme Pflanzenvielfalt, die eine weiträumige Haltung von Schafen ermöglicht. Deshalb wird man auf der Inselgruppe immer diese Trockenmauern sehen, die einerseits das Auswaschen der Felder verhindert, andererseits wird so die Insel von den Steinen gesäubert. Diese Steinmauern haben ebenfalls Bedeutung für die Parzellierung der Grundstücke."
Für Hvar findet sich ergänzend in Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe :
"Die Insel Hvar ist wie die meisten Adria-Inseln von Steinmauern überzogen, die zahllose Generationen in ungeheurer Arbeit aufgeschichtet haben, um kleine Flecken für Olivenbäume freizulegen. An ihnen lässt es sich endlos entlang wandern. Die Erde ist rot. Oft sind heute die Kammern zugewuchert. So sammeln diese Mauern allmählich die Erde wieder auf den Hängen, die einst bewaldet waren und für Venedigs Flotte abgeholzt wurden."
Ickele
(
Gast
)
Beiträge:
01.08.2006 12:39
#3 RE: Trockenmauern in Kroatien überall - welche Bedeutung?
Mauern auf der Insel Hvar haben auf den Feldern zwischen Stari Grad und Vrboska eine zusätzliche, historische Bedeutung: Teile der Steinmauern wurden von den griechischen Siedlern (ab 344 v.Chr.) als Parzellengrenzen angelegt, rechteckig! Zugleich entledigte man sich auf den Feldern den Steinen, schuf saubere Anbauflächen und begehbare Steinwälle. Es gibt zwar grössere (bei Barcelona, auf der Krim und auf Sizilien) und noch ältere auf der Welt, doch zählt das "Ager"-Gebiet von Stari Grad heute zu den besterhaltensten griechischen Parzellierungswällen, sogar auf Satellitenbildern erkennbar! Warum? Da andernorts die Römer die griechischen Parzellierungen der Griechen grösstenteils zerstörten und ihre quadratischen Einteilungen einführten. Obwohl sich die Römer auch auf Hvar ein "Stelldichein" gaben, tasteten sie erfreulicherweise den Ager nicht an (dazu auch in Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe). Es wird gemutmasst, dass Pharos für die Römer damals, strategisch als auch wirtschaftlich gesehen, keine bedeutende Rolle spielte. Es gab und gibt momentan Bestrebungen und Gespräche, diesen Ager in das Weltkulturerbe mit aufzunehmen.
Auf den Feldern zwischen Stari Grad und Hvar besonders schön zu erkennen, sind die Terrassenbildungen durch Steinwälle (à la Reisfeldern in Asien), vornehmlich um Lawendelsträucher anzupflanzen. Alte Steinwälle lassen sich auch von Laien sehr leicht von "neueren" unterscheiden: Die Erosionsspuren (Porosität und dunkelgraue Abtönungen) sind augenscheinlich.
Hier habe ich ein paar Fotos von den in Kroatien weit verbreiteten Trockenmauern angefügt. Obwohl in Kroatien diese typischen Trockenmauer keine Seltenheit sind, habe ich gar nicht so viele Fotos davon in meinem Archiv entdeckt.
Falls ihr auch noch passende Fotos habt, immer her damit.
Auf Bild 3 sieht man eine schöne Bunja. Wo hast du sie aufgenommen? Die auf meinem Bild ist in Škrip auf Brač. Ich hab gehört, sie stehen unter besonderem Schutz, bin mir aber nicht sicher, ob das stimmt.
Die Trockenmauern in Dalmatien beeindrucken mich auch heute noch immer wieder, besonders die auf Kornat. Wie viele Generationen mögen wohl nur mit ihrer Hände Arbeit an diesen kilometerlangen, quer über die Insel gehenden Mauern gearbeitet haben?
Und, wenn auch für andere etwas unansehnlich, die für mich schönste aller Trockenmauern ist diese hier:
Die gehört nämlich mir, und rechts dahinter ist mein maslinik. OK, oben habe ich mit Zement etwas nachgeholfen, um sie vor dem Verfall und Steine-Klauern zu schützen, aber trotzdem ist es eine mocila (so heißen die Trockenmauern hier). Wie alt sie ist, weiß niemand, aber schon auf den Karten der KuK-Kartografen im 19. Jhdt. war sie als Grundstücksgrenze eingezeichnet.
Schade dass du sie so mit Zement verhunzt hast. 😉 Auf unserem Grundstück sind auch noch ein paar Reste von alten Trockenmauern, aber für mich ist die allerschönste die, die mein Mann selbst gebaut hat. Zu sehen, wenn man sich die coole Mega-Pusteblume wegdenkt. 😁
Du hast Recht, der Zement sieht nicht schön aus. Weil aber immer wieder mal wer ausprobiert hat, ob die Steine oben halten und sie regelmäßig auf dem Weg oder in meinem Garten lagen, hatte ich gar keine andere Wahl, als sie einzubetonieren. In vielen Trockenmauern gibt es Löcher und Durchbrüche, teils von Vandalen verursacht, teils von Anliegern, die da durch wollen. Eigentlich schade, denn viele dieser Mauern stammen ja noch aus vorchristlicher Zeit (meine natürlich nicht). Und für die von Deinem Mann errichtete Mauer: Respekt und sportliche Anerkennung. Wie geht es seinen Bandscheiben?
Die „neueren“ Trockenmauern an und zwischen den vielen Olivenfeldern -äckern und -gärten haben zB auch eine Aufgabe. Sie schützen die empfindlichen Pflanzen vor getriebenen Schafherden. Denn selbst eine uralte Olive reagiert extrem empfindlich sobald die Huftiere daran knabbern sollten. Dennoch findet man zu oft Fotos im Netz dazu und verbindet beides mit der mediterranen Schönheit. Jeder Olivenbauer würde dabei aber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Die Mauern sind gegen (Abrasion)abtragen der erde z.B.durch Bora und dass sie nicht vermausrt sind dient laut Aussage der Kroaten zur Kühlung innerhalb der Mauern da pfeift der Wind durch die Ritzen und kühlt zugleich,gleiches Prinzip wie wenn du deinen angefeuchteten Finger in den Wind hältst.
Die unzähligen Trockenmauern wurden in den seltensten Fällen nur als Grundstücksgrenzen errichtet. Entweder ging es darum, eine Umzäunung für die früher reichlich vorhandenen Schafe und Ziegen zu schaffen oder um die gerade angepflanzten Olivenbäume zu schützen. Um auf dem steinigen Karstboden überhaupt etwas pflanzen zu können, musste man die Erde erst mal von unzähligen Steinen befreien und da bot es sich geradezu an, daraus eine Mauer zu machen. Die sollte nicht nur die Bäume vor gefräßigen Tieren schützen, sondern auch die nur kärglich vorhandene Erde vor Sturmwinden.
Was mich - mein nick "kornatix" kommt ja nicht von ungefähr - seit 50 Jahren immer noch fasziniert, das sind die kilometerlangen Mauern auf Kornat. Vom Wasser aus betrachtet ist Kornat eine öde Steinwüste. Wenn man aber mal auf einen Berg kraxelt, dann sieht man in fast jeder Senke einen von Trockenmauern eingerahmten Olivenhain. Das funktioniert dort seit Jahrhunderten trotz der extrem trockenen Sommer, weil das wenige durch das Kalkgestein in die Bodensenken sickernde Regenwasser ausreicht, um die Bäume am Leben zu halten, und manche Bäume sind über tausend Jahre alt.
Heute sind die Kornaten in der Saison ein Rummel- und Tummelplatz für unzählige Touristen. (Es sei ihnen gegönnt.) Außerhalb der Saison und abseits der teuren Restaurants ist das aber noch Natur pur und Abenteuer. Da findet man ab und zu Relikte, die darauf schließen lassen, dass Kornat früher mal bewohnt gewesen sein muss; die Festung Tureta zum Beispiel, von der niemand so genau weiß, ob die nun von den Griechen, Römern oder schon von den Illyrern oder vielleicht erst in der Türkenzeit gebaut wurde oder die kleine Kirche unterhalb dieser Festung; wer baut schon eine Kirche in einer menschenleeren Gegend?
Vor vielen Jahren bin ich mal zu Fuß von der Lupešćina-Bucht im Norden über den Berg bis in die Šipnate-Bucht im Südwesten gewandert. Heute schaffe ich das nicht mehr, aber das war unvergesslich. Jetzt langt es gerade noch bis auf den nächsten Hügel, aber wenn ich abends kurz vor Sonnenuntergang da 'rauf gekrabbelt bin, dann fange ich an zu träumen, wie es da wohl zur Zeit der alten Römer war. Und jeder von Menschenhand bewegte Stein, jede Trockenmauer ist lebendige Geschichte...
Wo Olivenbäume stehen, sind meistens auch Steinmauern zu sehen. Hier folgen einige Impressionen von der Insel Pag aus dem Olivenhain von Lun. Beim Fotografieren habe ich mich allerdings damals mehr auf die Bäume konzentriert und die Mauern leider weniger beachtet. Ich gelobe Besserung.
Von Pag hab ich auch noch welche. Und die in der Gegend von Lun haben eine Besonderheit, wie man auch auf den Fotos von Nox sehen kann. Die haben meist einen sogenannten Kragen obendrauf.
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