Der Himmel zieht wieder zu. Auf dem Rückweg komme ich an einer Romasiedlung vorbei. Hier ist die Armut extrem groß. Anschließend geht es noch in die Innenstadt.
Jetzt geht’s dem Ende der Radtour entgegen. Morgen nur noch das Rad auseinander bauen. Nur noch ca. 100 Meter bis zum Hotel. Am Fahrbahnrad steht eine junge Frau, Mobiltelefon am Ohr, telefoniert und schaut mich an. Als ich ca. 2 Meter vor ihr bin, tritt sie, natürlich telefonierend, unvermittelt auf die Straße. Um sie nicht umzufahren, mache ich eine Vollbremsung. Die Scheibenbremsen greifen, aber auf Grund der Lenkertasche und des plötzlichen Bremsens stürze ich trotzdem über den Lenker auf die Straße. Sie schaut sich einmal um und geht unverrichteter Dinge, natürlich weiter telefonierend, weiter. Sofort eilen mehrere Passanten hinzu und fragen mich, ob mir etwas passiert ist. Zum Glück nicht !!! Anschließend schimpfen sie hinter der jungen Frau hinterher, doch die tut so. als ginge sie das ganze nichts an und verschwindet in einem großen Supermarkt. Ich habe an meinem letzten Tag auch keine Lust mehr auf Polizei und Dolmetscher. Mir ist zum Glück nichts passiert, Fahrradhelm getragen. Am Rad war nur ein Lenkerhörnchen abgebrochen. Ganz schon dreist und abgebrüht die Dame ! Da sieht man mal wieder, dass eine Radtour erst unfallfrei beendet ist, wenn man am Ende der Tour absteigt, hier fehlten 100 Meter !
Nach den Frühstück baue ich das Rad für den Rückflug auseinander. Das ging relativ schnell. Nachdem alles verpackt war, ein Check für meinen Rückflug. Alles o.k. Morgen um 11.40 Uhr soll es laut Internet los gehen. Den Tag verbringe ich noch in der Innenstadt und schaue mir am Abend das Pokalendspiel Bayern – Dortmund an. Wieder mal verpfiffen, klares Tor wurde nicht gegeben. Bayern gewinnt dann in der Verlängerung !
19. Tag - Sonntag, 18.05.2014 Podgorica - Frankfurt 0 km
Ich werde gegen 06:00 Uhr wach. Mit irgend einer Eingebung schaue ich noch einmal nach meinen Flugdaten im Internet. Hier ist auf einmal meine Maschine nach Frankfurt nicht mehr aufgeführt. Alle anderen Flüge sind auf dem Flugplan. Ein ungutes Gefühl macht sich breit. Wenn die Fluggesellschaft bereits einmal den Flug storniert hat, warum dann nicht auch ein zweites mal ? Ein umbuchen nach Düsseldorf zu einem früheren Zeitpunkt wäre noch möglich. Das ganze wäre allerdings mit Zwischenstopp verbunden. Also schnell geduscht, um 7.00 Uhr kommt die Rezeptionsangestellte. Bei der Umbuchung müsste ich nur um kurz nach sieben zum Flughafen. Um 7.00 Uhr schauen wir gemeinsam nach meinem Flug, er ist nirgendwo zu finden. Die Rezeptionsangestellte findet ihn dann auf einer internen montenegrinischen Seite. Zur Sicherheit ruft sie aber noch beim Flughafen an. Dort wird ihr dann doch mein Flug bestätigt, warum er aber nicht mehr aufgeführt wurde konnte man ihr auch nicht sagen. Das war ein Schreck am Sonntagmorgen. Puh, jetzt aber erst einmal ein ausgiebiges Frühstück, ehe mich der Hotelbesitzer gegen 09:30 Uhr zum Flughafen bringt. Das Einchecken ist kein Problem.
Pünktlich um 11.40 Uhr hebe ich in Montenegro ab und zwei Stunden später landet die Maschine in Frankfurt. Das Gepäck ist recht schnell da, mein Rad kommt auf dem Transportband für das Großgepäck an. Der Karton hat weitere erhebliche Macken, das Rad zum Glück nicht. Mein Sohn erwartet mich am Flughafen und gemeinsam geht es nach Hause.
Fazit: Das war meine erste große Alleinreise mit dem Rad im Ausland. Bis auf den Sturz am Ende der Tour ist alles gut gegangen, der hätte allerdings auch anders enden können. Das Alleinradeln hat mir nichts ausgemacht, so konnte ich meinen Tagesablauf ohne Absprache selbst bestimmen. Als außerordentlich wertvoll hat sich das E-Book erwiesen. So kam zu keinem Zeitpunkt, auch bei schlechtem Wetter keine Langeweile auf. Der Transport des Rades mit dem Flugzeug war problemlos. Ich habe bei dieser Reise viele neue tolle Eindrücke kennen gelernt und würde ohne Bedenken so eine Tour wieder starten, wobei ich sagen muss, dass eine Radreise in Begleitung auch ihre Vorzüge hat ( mehr Sicherheit und Hilfe wenn etwas passiert, nette Gespräche am Abend, Austausch von Eindrücken etc. ). Da ich alleine unterwegs war, konnte ich mehrfach auf ein Großraumtaxi zurück greifen, das ist bei zwei Radlern schon problematischer. Ich empfand die Fahrt mit dem Taxi als ganz angenehm, zumal ich mir bei schlechtem Wetter oder extremen Steigungen nichts mehr beweisen muss. Ich danke meiner Frau für das von ihr entgegengebrachte Verständnis und die Unterstützung für diese Tour. Die Tour belief so auf ca. 850 km mit reiner Fahrzeit von ca. 48 Stunden und ca. 7200 Höhenmetern. Es ist ausbaufähig !!!! Wohin und mit wem die nächste Radtour geht, mal schauen !!! Zunächst geht es im September erst einmal nach Kroatien, ein bischen Bott fahren und relaxen !
vielen, vielen Dank für diesen ausführlichen Reisebericht, für den ich mir bewusst eine ganze Stunde genommen habe. Wie auch bei Deinen vorigen Touren gilt mein ganz großer Respekt Deiner sportlichen Leistung. Dieses Jahr kam jedoch noch das Alleinradeln hinzu, dazu gehört Mut! Man kann ja auch mal in der Pampa unglücklich stürzen und dann hat es natürlich Vorteile, einen Partner dabei zu haben. Der fehlende Gedankenaustausch ist natürlich auch ein Thema, aber - wie Du schon schriebst - wird dies durch die Freiheit des alleine Entscheidens aufgewogen.
Wettermäßig hast Du es ja leider nicht so dolle gehabt, aber um diese Jahreszeit darf man wohl nicht viel mehr erwarten. Zu viele Berge, an denen sich die Wolken festhalten.
Auf Deinen Albanien-Fotos vermisse ich etwas: Den allgegenwärtigen Müll, den ich noch gut aus meiner Reise 2008 in Erinnerung habe. Haben die ihr Müllproblem da tatsächlich ein wenig in den Griff bekommen oder hast Du nur geschickt drumherum fotografiert?
Auf jeden Fall ein super Bericht mit super Bildern, der sehr viel Spaß gemacht hat.
Die Bilder und der Bericht wirken insgesamt wirklich sehr gut organisiert und gut durchgeplant von dir ;) Meinen Respekt dafür!
Der Sturz am Ende ist einfach wirklich blöd gelaufen, besonders weil du einfach nur Schlimmeres verhindern wolltest ... bin von daher froh dass Alles einigermaßen gut ausgegangen ist für dich.
Sollte ich mich so eine Reise auch irgendwann nochmal trauen und das auch noch alleine, dann hast du an einigen Stellen auf jeden Fall eine Art "Vorbild-Funktion" für mich eingenommen :)
Gestern abend habe ich in Ruhe und sehr genüßlich Deinen Radl-Bericht gelesen und die Bilder genossen!
Dank Dir für die Mühe des Schreibens und Einstellens!
Ich habe mit Dir gelitten wg der kaputten Schläuche, war entsetzt über das rücksichtslose Verhalten der jungen Frau und habe bemerkt: Hutpflicht bei alten Männern! Natürlich noch vieles mehr, so mußte ich erkennen, dass Marktstände überbewertet werden, wenn man einen Bürgersteig hat, dass Strassensperren einen wirklich finalen Charakter haben und dass die gezeigten Klöster GsD dem Kommunismus getrotzt haben, immer noch da sind, wenn die Welt sich schon wieder weiter gedreht hat!
Tolle und eindrückliche Reise - danke fürs Mitnehmen und Hut ab vor Deinem Mut, Deiner Leistung und viel Spaß beim Entspannen auf der Adria!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es soeben erst geschafft habe, den Bericht komplett zu lesen.
Hut ab vor deiner erneuten Leistung! Das Wetter war ja großteils extrem ungemütlich, da ist es bewundernswert, dass du dennoch die volle Tour gefahren bist. Ich wäre an dem einen oder anderen Tag wohl gar nicht erst vor die Tür gegangen...
Jetzt bleibt zu hoffen, dass ihr im September besseres Wetter erwischt. Vielleicht sehen wir uns ja!
Voll der schöne Bericht. Ich war 2016 auch in Kroatien, aber nicht so ausführlich. Bin nur von Maribor (Slowenien) nach Zagreb gefahren und anschließend nach Ljubljana... Aber so weit war ich nicht! Der Balkan reizt mich jedoch ungemein....
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